ALTACH. (JU) Das war so etwas wie ein Nachklang zum Valentinstag, diese Orgelsoiree jüngst in der Pfarrkirche. Als „Liebesgeflüster“ betitelt, aufregend klug programmiert und in wunderbarer Zweisamkeit interpretiert von der Klarinettistin Sandra Schmid aus Altstätten und dem kuratierenden Organisten Jürgen Natter. Dabei ist es durchaus reizvoll zu wissen, dass die beiden, die da musikalisch so gut harmonieren, auch im übrigen Leben ein Paar sind.
Die auf den ersten Blick heterogene Programmzusammenstellung rundet sich sofort zu einem großen Bogen zwischen der Klarheit Palestrinas und der Aktualität Peter Engls als Eckpunkten, in dem auch über Improvisationen oft fast unmerklich eins ins andere fließt, wie ein großes Medley auf den Spuren der Liebe.
Für diese ist hier mit den langsamen Sätzen aus seinem Quintett und seinem Konzert für die Klarinette in erster Linie Mozart zuständig. Sie zählen mit zum Schönsten, was der Meister an Melodiösem ersonnen hat. Sandra Schmid gelingt es, ihre A-Klarinette in traumhafter Pianokultur und mit wunderbar abgedunkelten Tönen zum Singen zu bringen, eingebettet in eine zurückhaltende und dennoch präsente Orgelbegleitung. Jürgen Natter trumpft dazwischen in Bachs harmonisch und in der Stimmführung kühner „Dorischer“ Toccata und Fuge, die er wie ein Monument in den Kirchenraum stellt, mit großer Orgelkunst auf. Ein Bollwerk großer musikalischer Architektur, das Bach gegen alle Anfechtungen späterer Generationen von Musikern unangreifbar macht.
Eingerahmt und wesentlich geprägt wird diese Soiree durch zwei aktuelle Werke des seit 1993 in Vorarlberg wirkenden, am Konservatorium ausgebildeten Tirolers Peter Engl (45), die weniger die Liebe als das Leben zum Inhalt haben. Die Uraufführung des für diesen Anlass komponierten lyrischen „Wing Beat of the Butterfly“ macht die Klarinette in langgezogen, ausgekosteten Tönen zum Schmetterling, der über einer naturalistischen Tonbandzuspielung trotz Gewitter, Regen und einem unerbittlich rhythmischen Herzschlag die Schwerkraft überwindet, dabei seine Freiheit sucht und findet.
Es geht unter die Haut
Erdiger zeigt sich in seiner Erstaufführung das vor einem Jahr entstandene „Save my inner Planets“, („Schütze meine inneren Planeten“), das sich auf die Chakren als Energiezentren bezieht und vom Komponisten als „Deklaration gegen die Zerstörung unserer Welt, wie sie derzeit passiert“, gedacht ist, wie er im VN-Interview ausführt. Musikalisch hat Engl dies in sich wild aufbäumenden Klängen dargestellt, einem Gezerre zwischen B- oder Bass-Klarinette und der Orgel als zwei gegensätzlichen Polen, bei dem es am Schluss keine Lösung, nur Ratlosigkeit gibt. Ein Stück, das dem Publikum spürbar unter die Haut geht, vor allem auch in jener Intensität, mit der die beiden Interpreten es zu realisieren verstehen.
Die vehement geforderte Zugabe bringt eine Überraschung in Form einer Wiederholung des ersten Engl-Stücks, allerdings in einer zu einem „Summary“ mit Zitaten aus den eben gehörten Werken von Palestrina, Bach und Mozart erweiterten, stürmisch dahinimprovisierten Version.